Österreichisches Olympisches Comité (ÖOC)

Einleitende historische Worte - 

Der weite Weg zu einem selbstständigen nationalen olympischen Komitee

 

 

Die anfängliche Geschichte und Entwicklung der Olympischen Bewegung in Österreich und der verschiedenen Ansätze eines Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC), ist vor allem auf das Engagement von Hocharistokraten und Idealisten zurückzuführen, welche ab 1896 die Funktionäre oder Förderer der Olympischen Bewegung in Österreich waren. 

 

Um mit österreichischen Athleten bei der Premiere der modernen Olympischen Spiele der Neuzeit dabei zu sein, bildete sich, spät aber doch, im Februar 1896 in Wien ein „Comité für die Olympischen Spiele in Athen für Österreich“. Auch für die II. Olympischen Spiele 1900 in Paris stand kein ständiges Olympisches Komitee zur Verfügung. Im Jahr 1899 haben Wiener Sportleute in Wien das „Wiener Comité zur Beschickung der Pariser Olympischen Spiele 1900“ gebildet. Das Comité bestand sowie 1896 aus Mitgliedern des Hochadels. 

 

Da die Spiele 1900 in Paris in mehrfacher Hinsicht enttäuscht hatten, kamen die III. Olympischen Spiele 1904 in St. Louis zustande. Auch diesmal hatte das offizielle Österreich die Olympischen Spiele nicht beschickt. Zwei gebürtige Österreicher, Julius Lenhart, der in Philadelphia als Ingenieur und Otto Wahle, der in New York, tätig waren, traten für Österreich an. 

 

Obwohl die Olympischen Zwischenspiele 1906 in Athen heute offiziell vom IOC nicht anerkannt werden, waren diese Spiele in der medialen Öffentlichkeit sehr präsent und eine wertvolle Grundlage für das Weiterbestehen der Olympischen Spiele. Unter dem Protektorat Erzherzog Rainer Ferdinand und dem Ehrenpräsidium Graf Hans Wilczek bildete sich im Jänner 1906 ein „Wiener Zentralkomitee für die Olympischen Spiele in Athen“. Das hierbei offensichtlich keine offizielle Sportverbände in die Konstituierung des Zentralkomitees eingebunden wurden, war Anlass für eine breiten Protest. Das neugebildete Komitee wurde nicht anerkannt. 

 

In einer weiteren Versammlung konstituierte sich dann unter dem Vorsitz des Prinzen Theodor Ypsilanti der „Fachausschuss für die Olympischen Spiele in Athen“. Diesem Fachausschuss oder „Österreichisches Sportkomitee für die Olympischen Spiele“ gehörten je drei Vertreter der Sportverbände an, als Schriftführer wurde Herr Theobald Harmsen anerkannt.  

 

Nachdem sich nach den Olympischen Zwischenspielen 1906 nicht nur der „Allgemeinen Sportausschuss für Österreich“, sondern auch der „Fachausschuss für die Olympischen Spiele in Athen“ auflöste, war es wiederum Zeit, für die kommenden Spiele 1908 in London, ein neues Komitee zu gründen. 

 

Auf Anregung verschiedener Herrn des Wiener Athletiksport-Klubs sowie nach mehrmaliger Aufforderung der „British Olympic Association“ fand am 24./25. Februar 1908 die gründende Versammlung eines „Österreichischen Olympischen Komitees“ (damalige Schreibweise) statt.  

 

Das mit 16. März 1908 in Wien parallel gegründete „Zentralsportkomitee“ war ein Teilkomitee des „Allgemeinen Komitees“ für die Kaiserjubiläumsfestlichkeiten anlässlich des sechzigjährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Joseph I. (seit 1848) und hatte somit zu dieser Zeit noch keine Berührungspunkte mit dem für die Spiele in London gegründeten „Österreichischen Olympischen Komitee“. 

 

Am 23. Februar 1911 fand im Restaurant Johanneshof die Konstituierung des „Österreichischen Zentralverbandes für gemeinsame Sportinteressen“ statt. Außerdem heißt es, „der Zentralverband hat sich als Österreichisches olympisches Komitee konstituiert und als solches den Behörden und auswärtigen Verbänden vorgestellt“.  

 

Folgende Informationen sollen die Tatsache unterstreichen, dass bereits mit dem Jahr 1911 das „Österreichische Olympische Komitee“ noch nicht selbständig (folgt erst im Jahr 1934), aber in Form des „Österreichischen Zentralverbandes für gemeinsame Sportinteressen“ zu existieren begann. Das mit 24./25. Februar (nicht 16. März) 1908 in Wien gegründete „Österreichische Olympische Komitee“ war wie die Komitees der vergangenen Spiele (1894-1906) „nur“ für die Aufgabe der Beschickung und Vorbereitung konstituiert. 

 

a) Mit Schreiben vom 16. Mai 1911 an das „k.u.k. Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußeren“ schlägt das Direktorium des Österreichischen Zentralverbandes für gemeinsame Sportinteressen, „in seiner Eigenschaft als österreichisches Comité für die Olympischen Spiele 1912 in Stockholm“ Herrn Dr. Otto Herschmann als IOC-Delegierten vor. 

 

b) In einer Zusammenfassung des Sportjahres 1911 in der „Allgemeinen Sport-Zeitung“ am 31. Dezember, Seite 1754, wird betont, „Der Österreichische Zentralverband für gemeinsame Sportinteressen“ konstituierte sich als „Österreichisches Olympisches Komitee“.  

 

c) Am 6. Jänner 1912 wird in der ASZ im Zusammenhang mit dem Österreichischen Ruder-Verband betont, dass die Anmeldung zur Teilnahme an Konkurrenzen (Anm.: bei Olympischen Spielen) durch das Olympische Komitee des Landes zu erfolgen hat. In diesem Falle, „bei Meldungen von Vereinen des Österreichischen Ruder-Verbandes hätte also dieser die Meldung durch den Zentralverband für gemeinsame Sportunteressen, als das Österreichische Olympische Komitee, abzugeben“. 

 

Im offiziellen Jahrbuch „Österreichs Sport 1913“ werden nicht nur die handelnden Personen des „Österreichischen Zentralverbandes für gemeinsame Sportinteressen, Olympisches Komitee für Österreich“, sondern auch die Satzungen bekanntgegeben. 

 

In einer Sitzung am 19. Dezember 1919 wurde der „Österreichische Zentralverband für gemeinsame Sportinteressen“ in „Hauptverband für Körpersport“ umbenannt. Als „Österreichisches Olympisches Komitee“ oblag ihm die Abgabe der Meldungen zu den Olympischen Spielen, sowie die Beschickung derselben und die Vorbereitung und Durchführung Olympischer Spiele. Als ordentliche Mitglieder wurden „alle Leibesübungen treibenden und nicht unter der Leitung von Berufssportlern stehenden österreichischen Verbände aufgenommen“.  

 

Entsprechend der politischen Situation in Österreich war auch die Sportlandschaft in Österreich zersplittert, so dass bereits Ende Februar/Anfang März 1928 der „Österreichische Verband für Handballsport“ forderte, „die Agenden des Hauptverbandes für Körpersport von jenen des Olympischen Komitees zu trennen“.  

 

Am 25. April 1934 war es dann soweit. Das „Österreichische Olympische Komitee“, welches kurz zuvor vom Österreichischen Hauptverband für Körpersport“ getrennt wurde, trat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Interessant ist die Tatsache, dass schon eine Woche zuvor in einer ersten Sitzung Herr Dr. Theodor Schmidt zum Präsidenten des „Oe.O.K“ gewählt wurde.

 

„Das ÖOC bestand somit nur aus den Vertretern der Sportzweige (als nicht der Verbände), die im Olympischen Programm enthalten sind, und Einzelpersonen, die wegen ihrer Verdienste um den Sport und vor allem deswegen gewählt wurden, weil man von ihnen eine wirksame Förderung des olympischen Gedankens erwartet“.  

 

Das ÖOC bestand nur bis in das Jahr 1938, da während der deutschen Besetzung in Österreich kein Olympisches Comité existierte. Das ÖOC verlor seine Selbständigkeit und ging im April 1938 in das „N.O.K von Deutschland“ auf.  

 

„Nach zwölf Jahren ruft Olympia wieder Österreich. Zwei Olympiatermine 1940 und 1944 sind ungenützt verstrichen, da Wahnsinn die Menschheit von den friedlichen Zielen, denen in besonderem Maße der Olympiagedanke dient, abgekehrt hat. Als ehemaliger aktiver Sportler, der ich selbst bis weit über die Hochschulzeit hinaus mich vor allem als Turner und Leichtathlet betätigt habe, begrüße ich mit Freuden, dass die österreichische Fahne wieder an einer Olympiastätte hochgezogen werden wird, dass österreichische Sportler den Olympiaeid leisten und mit ihren Sportkameraden aus der ganzen Welt in friedlichen Wettstreit treten werden“, betonte Bundeskanzler Dr. Leopold Figl anlässlich der Olympiavorbereitungen Österreichs für die XIV. Olympischen Spiele 1948 in London.  

 

Um jedoch an den Olympischen Winter- und Sommerspielen 1948 teilnehmen zu können, musste sich erst wieder ein Olympisches Komitee konstituieren. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges fanden sich daher im Dezember 1945 „Freunde der Olympischen Bewegung“ zu einer ersten Sitzung eines Proponenten-Ausschusses für ein neues ÖOC zusammen. Nach langen Verhandlungen und Beratungen kam es schlussendlich am 11. Dezember 1946 zur konstituierenden Versammlung des neuen Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC). 

 

Auszüge aus meiner Diplomarbeit „Die Olympische Bewegung in Österreich - ein historischer Beitrag aus sportlicher und struktureller Sicht im Sinne der Olympischen Idee“ (Wien, 2013)

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