Soldatinnen und Soldaten haben in Österreich und im internationalen Bereich Aufgaben bzw. Aufträge unter unterschiedlichen Umfeldbedingungen zu erfüllen. Rasche Verfügbarkeit, extreme Umweltbedingungen, kulturelle und soziologische Einflüsse und physisch und psychisch belastende Tätigkeiten erfordern eine entsprechende körperliche Leistungsfähigkeit. Diese bildet eine notwendige Grundlage, um die Einsatzbereitschaft der Soldatinnen und Soldaten zur Erfüllung der Aufgaben bzw. Aufträge zu gewährleisten.
Durch die kontinuierliche und systematische Körperausbildung (KA) wird die Voraussetzung für die erforderliche körperliche Leistungsfähigkeit geschaffen.
Die körperliche Leistungsfähigkeit (KLF) bestimmt in entscheidendem Maße die Einsatzbereitschaft von Streitkräften. Eine dem modernen Einsatzspektrum der Soldatin und des Soldaten entsprechende KLF kann neben medizinischen Maßnahmen nur durch speziell abgestimmte Sport- und Ausbildungsprogramme erlangt und erhalten werden (Bundesministerium für Landesverteidigung (Hg., 2019). Dienstvorschrift für das Bundesheer. Körperausbildung. Teil I. Allgemeine Grundlagen. Wien: BMLV (genehmigt am 26. August 2019), S. 5)
Die körperlichen und sportlichen Schwerpunkte im ÖBH umfassen Körperausbildung für alle Soldatinnen und Soldaten, sportwissenschaftliche Lehre und Forschung sowie Ausbildung von Fachkräften durch den Heeres-Sportwissenschaftlichen Dienst (HSWD), Organisation und Durchführung von Veranstaltungen und Wettkämpfe, Leistungssportförderung, nationale und internationale Zusammenarbeit im sportlichen Bereich (unter anderem Sport Austria, CISM), Sportförderung im Österreichischen Heeressportverband (ÖHSV) sowie Öffentlichkeitsarbeit. Gesundheitsstabilität, ein gewisser Grad an körperlicher Leistungsfähigkeit und eine Leistungsreserve sind die Grundlage einer jeden Soldatin und eines jeden Soldaten, um die Anforderungen des täglichen Dienstbetriebes optimal bewältigen zu können. Diese Merkmale werden im ÖBH als „Militärische Basisfitness“ bezeichnet, die jederzeit abrufbar sein muss und die in weiterer Folge die Voraussetzung darstellt, möglichst rasch eine „Einsatzspezifische Fitness“ zu erreichen.
Um diese „Militärische Basisfitness“ zu erlangen, ist ein körperliches Training notwendig, das als Körperausbildung bezeichnet wird. Die Körperausbildung stellt einen grundlegenden Teil der Gesamtausbildung dar und hat das Ziel, die physische Leistungsfähigkeit auf den Level der „Militärischen Basisfitness“ zu bringen, die psychische Leistungsbereitschaft zu erhöhen und einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung bzw. Förderung der Gesundheit zu leisten. Weiters soll darüber hinaus die Bereitschaft zu sportlicher Aktivität auch im Zivilleben angeregt und auch in die Tat umgesetzt werden.
Zur Erhöhung der Motivation und zum Leistungsvergleich von Soldatinnen und Soldaten werden vom Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV) Sportwettkämpfe, wie Heeres- und Bereichsmeisterschaften, genehmigt bzw. angeordnet. Diese Wettkämpfe berücksichtigen dabei wesentliche Aspekte der militärischen Ausbildung. Zu diesen Wettkämpfen werden fallweise ausländische Delegationen eingeladen. Im Rahmen der Truppenkontakte nehmen umgekehrt Mannschaften des ÖBH aus dem Bereich der Truppe an diversen Wettkämpfen im Ausland teil.
Der Heeres-Sportwissenschaftliche Dienst (HSWD) des Heeres-Sportzentrums (HSZ) führt jährlich Kurse und Ausbildungsmaßnahmen durch. Dies beinhaltet nicht nur Fortbildungskurse für KA-Fachkräfte (Instruktoren sowie Trainerinnen und Trainer), sondern auch Fortbildungen unter anderem in den Bereichen Militärisches Boxen, Militärische Fitness, Militärischer Fünfkampf sowie Rettungsschwimmen.
Das Österreichische Bundesheer ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Österreichisches Wasserrettungswesen (ARGE ÖWRW). Neben der Aus- und Fortbildung von RettungsschwimmerInnen werden in sportlicher Hinsicht jährlich auch das Österreichische Schwimmabzeichen (ÖSA) und das Österreichische Rettungsschwimmabzeichen (ÖRSA) verliehen. Die jährlich durch die ARGE ÖWRW zur Durchführung gelangende Österreichische Meisterschaft sowie internationale Wettkämpfe im Rettungsschwimmen sind die sportlichen Höhepunkte im Veranstaltungskalender der Österreichischen RettungsschwimmerInnen. Die Mitgliedschaft verpflichtet somit das ÖBH zur Teilnahme und Durchführung von Meisterschaften im Rettungsschwimmen.
Das ÖBH als Teil der Exekutive Österreichs (BMI, BMF, BMJ, BMLV) nimmt regelmäßig alle zwei Jahre an den Winterwettkämpfen (alpin/nordisch) teil. Die Durchführung dieser „Exekutivmeisterschaften“ übernimmt das ÖBH im Wechsel mit den anderen Ressorts, um sich im sportlichen Wettstreit zu messen sowie Verbundenheit und Kameradschaft zu dokumentieren und zu fördern.
Die österreichischen Streitkräfte sind seit 1958 Mitglied des Internationalen Militärsportverbandes (CISM) und zählen mittlerweile zu einem der aktivsten Staaten dieser zweitgrößten Sportorganisation der Welt. Der Verband wurde am 18. Februar 1948 in Nizza durch die Länder Belgien, Dänemark, Luxemburg, Frankreich und Niederlande gegründet. Absicht des Internationalen Militärsportverbandes ist es, Angehörige von Streitkräften der ganzen Welt über den sportlichen Wettkampf zusammenzuführen. Aus der Mitgliedschaft des ÖBH im CISM ergibt sich die Verpflichtung, Veranstaltungen (v. a. internationale Wettkämpfe und Tagungen) zu beschicken bzw. zu organisieren.
Der Bundesminister für Landesverteidigung wurde in einer parlamentarischen Entschließung im Jahre 1997 ersucht, in seinem Vollziehungsbereich den Leistungssport im ÖBH intensiv zu fördern und insbesondere Spitzensportler (seit 1962 Männer, seit 1998 Frauen, seit 2016 Parasportler) durch Realisierung von Förderungsprogrammen auf rechtlicher Basis zu unterstützen. Für die Durchführung und Umsetzung der Leistungssportförderung wurde, einem weltweiten Trend folgend, im ÖBH schon im Jahre 1962 mit der Heeressport- und Nahkampfschule (HSNS, seit 1999 Heeres-Sportzentrum/HSZ) eine eigene Organisationseinheit geschaffen. Die Förderung des Leistungssports im ÖBH wird regional durch die Heeres-Leistungssportzentren (HLSZ) bei zweckmäßiger Zusammenziehung von Bundesheer-LeistungssportlerInnen (BHLSpl) betrieben.
Grundsätzlich besteht für Sportlerinnen und Sportler aller Sportarten der Sportfachverbände, die ordentliche Mitglieder von Sport Austria/Österreichische Bundes-Sportorganisation sind, die Möglichkeit für eine Nominierung als Bundesheer-LeistungssportlerInnen. Sportarten, die in der körperlichen Leistungsfähigkeit unmittelbar mit dem militärischen Dienst im Zusammenhang stehen und schwerpunktmäßig im Rahmen des CISM betrieben werden, werden als Schwerpunktsportarten (SPSpoA), derzeit Fallschirmspringen, Militärischer Fünfkampf, Orientierungslauf, Schießen/Gewehr (Großkaliber), Schießen/Pistole (Großkaliber), Ski/Biathlon, Ski/Langlauf, bezeichnet und im Speziellen vom ÖBH gefördert. Die Leistungssportförderung durch das ÖBH ist eine der wichtigsten heimischen Sportfördereinrichtungen. Bei den Olympischen Spielen und Winterspielen stellt das ÖBH immer wieder einen Großteil der heimischen Sportlerinnen und Sportler.
Das Österreichische Bundesheer setzt die Vorgaben der Bundesregierung und des österreichischen Sports zur Förderung des Spitzensports mit nachfolgenden Zielen um:
Die Leistungssportförderung erfolgt nach den Vorgaben eines praxisorientierten Konzeptes, womit dem BMLV die Möglichkeit eröffnet wird, durch Vorbildwirkung den Breitensport zu forcieren und damit einen wesentlichen Beitrag für die Volksgesundheit und für ein einsatzbereites Heer zu leisten. Leistungssport ist auch richtungweisend für neue Erkenntnisse und Entwicklungen, die ihren Niederschlag in der Aktualisierung der militärischen Körperausbildung finden sollen.
Der Österreichische Heeressportverband (ÖHSV) ergänzt den dienstlichen Sport im ÖBH. Der ÖHSV als Dachorganisation aller neun Heeressport-Landesverbände (HSLV) bietet seinen Mitgliedern (Kadersoldatinnen und Kadersoldaten, GWD, Zivilistinnen und Zivilisten) eine sinnvolle Freizeitgestaltung. In sportlicher Hinsicht wird neben der Förderung des Breiten-, Gesundheits- und Freizeitsports bis hin zur Leistungssportförderung ein besonderes Augenmerk auf die Jugend- und Nachwuchsarbeit gelegt. Der ÖHSV organisiert in Zusammenarbeit mit dem ÖBH nationale und internationale Sportwettkämpfe (Biathlon-Weltcup, Marc-Aurel-Marschtage etc.).